Hello Siggi. Bilder, Photos sind dein Leben. Wann ging das los mit der Sucht schöne Momente und Dinge durch den Sucher einzufangen?
Hi René, 2008/2009 hab ich mit der Fotografie begonnen. Zuvor musste ich meinem Hobby und der Leidenschaft Fußballspielen verletzungsbedingt (Hüft OP) den Rücken kehren – im wahrsten Sinne des Wortes die Schuhe an den Nagel hängen. Schon länger haben mich die schicken kleinen digitalen Apparate fasziniert – bis dahin noch nichts Ernstes. Doch 2009 hat mich der Ehrgeiz dann endgültig gepackt und ich wollte mehr erfahren, unzählige schöne Bilder machen und alles rund um das Thema Fotografie kennenlernen. So habe ich angefangen, mir alles per „try and do“ selbst beizubringen, die Technik zu verstehen und meine Augen daraufhin zu trainieren.
Laubach in Oberschwaben, Ochsenhausen, die Schmalspurbahn „Öchsle“, die Beneditiktiner Reichsabtei, sattes Grün, sanfte Landschaft. Du lebst hier schon dein ganzes Leben, immer wieder treibt es dich in die Ferne, immer wieder kommst du zurück. Was ist es was du an deiner Heimat liebst?
Meine Heimat ist mir sehr wichtig – in Ochsenhausen geboren und in Laubach aufgewachsen und bis heute glücklich verankert. Das Landleben, meine Familie und Freunde bedeuten mir sehr viel. Die Gemeinschaft im Dorfleben und das Miteinander ist schon etwas Außergewöhnliches und Schönes. Am meisten liebe ich an meiner Heimat die Natur und die Ruhe – fern ab von jeglichem Trubel kann ich mich hier prima erholen und inspirieren lassen. Der tägliche Gang zu meinen 15 Hühnern gehört genau so zu meinem Leben wie das Durchdrücken meines Auslösers. Bis zum nächsten Waldstück sind es nur ca. 500 Schritte und wir besitzen sogar noch eine Dorfbäckerei mit Tante Emma Laden. Schön ist es auch zu sehen, wie meine Kinder auf dem selben Grundstück heranwachsen wie ich damals. Im Elternhaus meines Vaters kann ich mich voll und ganz austoben und meine Ideen in die Tat umsetzen – so kann ich das Bauernhaus meiner Vorfahren komplett als Fotostudio nutzen und in Ehren halten. Mein Dorfleben, eine Liebe, die niemals endet.
Digital, analog, Spiegelreflex oder nicht, was sind deine Lieblingswerkzeuge?
Den Spiegelreflexkameras bin ich von Beginn an bis jetzt treu. Der Trend geht eindeutig zur spiegellosen Technik, immer mehr Fotografen arbeiten mit den handlichen Systemkameras. Bin ich ehrlich, hab ich meine Spiegelreflexkameras so sehr lieb gewonnen und könnte es aktuell nicht übers Herz bringen, einen Systemwechsel zu vollziehen. Zu sehr würde ich das Geräusch des Spiegelanschlages vermissen. Tatsächlich hab ich auch eine solche spiegellose Kamera in Besitz. Eine Fujifilm X100F die ich zusätzlich zu meinen zwei Nikon Spiegelreflex Kameras benutze und besonders bei Reisen sehr schätze. Ab und zu kommt sie auch für kleinere Reportagen zum Einsatz – der Bildlook ist unglaublich cool und im Expertenkreis spricht man von einer Leica für Arme. Trotz solider und zuverlässiger Neuzeit-Technik gefällt mir auch die Analoge Fotografie sehr – leider fehlt mir noch die Zeit, um mich näher damit zu befassen.
Deine Bilder haben einen ganz eigenen Stil in Sachen Farbe und Komposition. Wie kam es dazu, wie war der Weg dahin?
Kontrast, Klarheit und manchmal auch ein wenig matschig – oh Gott, ich liebe es! Als erstes hat mich schon immer das Mitschleppen eines Statives genervt. Ohne das lästige Dreibein konnte ich mich viel besser fortbewegen und neue Perspektiven entdecken. So hab ich für mich die ersten Bildkompositionen und unmöglichsten Blickwinkel entdeckt, die ich teilweise bis heute noch so praktiziere. Als Nächstes ist mir aufgefallen, dass man eine Zeit lang von sogenannten DIN Bildchen aus dem Lehrbuch förmlich überflutet wurde. Besser gesagt, jedes Bild sah einfach perfekt gleich aus. So wollte ich meinen eigenen Bildstil entwickeln, dem ich bis heute mehr oder weniger treu geblieben bin. Natürlich ging das nicht von heute auf morgen und ich würde sogar behaupten, es dauerte Jahre, bis ich es so hatte, wie ich mir das vorstellte. Es war auch teilweise blanke Verzweiflung dabei – oft genug hatte ich den Gedanken aufzuhören und meine Ausrüstung zu verkaufen. Doch der Ehrgeiz, etwas anders Artiges zu erschaffen, war immer größer und hat mich doppelt motiviert. Mein Schlüssel zur Stilfindung war eindeutig das Üben und probieren. Unzählige Speicherkarten zum Glühen bringen und diesen Vorgang immer und immer wieder revolvieren. Ein Bild entsteht meistens erst in meinem Kopf, dann ziehe ich erst los. Oftmals auch mit einem etwas anderen Ergebnis, aber genau das macht die Fotografie aus. Es gibt kein passendes Handbuch, um eigene Bildsprache zu entwickeln – man muss es im Gefühl haben und immer öfters aus Instinkt abdrücken!
Durch Handys und Co. kommt es zu einer wahren Flut an Bildern auf allen Kanälen, was sagst du zu dieser visuellen Inflation?
Sehr oft bin ich endlos am Bilder scrollen in meinen Kanälen, und bin ich ehrlich, muss ich gestehen, schon ein kleiner Verehrer der Social Media Generation inklusive der Bild- Reizüberflutung. Das Smartphone Zeitalter ist der Wahnsinn und man bekommt einiges zu Gesicht gut und schlecht. Schlagartig hat sich die Technik entwickelt und die verbauten Kameras haben sich zu wahren Pixel Monstern gemausert. Sehr viele Leute fotografieren ausschließlich mit ihrem Telefon, so hat sich auch bei der Bildqualität einiges getan – enorm, was mit den kleinen Linsen alles möglich ist. Die Digitalisierung bringt tatsächlich eine wahre Bilderflut mit sich. Twitter, Instagram, facebook und Co. müssen schnell und effektiv gefüttert werden, um Follower zu generieren. Noch kurz den passenden Filter auswählen und schon ist das eben erstellte Smartphone Bild online. Bilder erzielen in sozialen Medien nun mal mehr Aufmerksamkeit und ein Smartphone hat man fast immer bei sich. Trotzdem denke ich, dass diese Methode für Leute, die sich intensiver mit der Fotografie auseinandersetzen, nie eine Alternative sein kann. Gehe ich von mir selber aus, kann ich behaupten, dass mein Smartphone nur als Cloud Parkplatz für meine Bildergalerie dient, aber trotzdem nicht wegzudenken ist!
Deine Meinung, wo geht die Reise hin in Sachen Photographie. Was geht, was geht nicht und was ging noch nie?
Die meisten werden sich weiterhin am Megapixelwahn orientieren und messen und sich jedes Jahr eine neue Kamera kaufen. Was für mich nicht ausschlaggebend ist um gute Bilder zu machen und wer sein System, egal welches, liebt, blind beherrscht und sich einen persönlichen Bildstil aneignet, wird sich früher oder später von der Masse abheben. Der Trend spiegelloser Systemkameras wird anhalten, womöglich wird diese Technik die Kameras mit Spiegel irgendwann vollkommen ablösen. Fakt ist: Wer sich eine neue Kamera anschafft, greift zur Spiegellosen. Auch auffallend zu beobachten ist die Anzahl der jungen, guten Künstler, die sich in kürzester Zeit mit tollen Jobs und einem sehr individuellen Bildstil einen guten Namen machen. Auch das Gesamtpaket mit Fotografie, Video, Drohnen-Fotografie bis zur kompletten Social Media Betreuung eines Kunden wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.
Vielen Dank für deine Zeit!
Vielen Dank René für das tolle Interview – sehr gerne würde ich auch dich porträtieren und in meine Bildergalerie aufnehmen.
Aber gern mein Bester, beim nächsten Besuch in Deutschland!
Ich werde versuchen Trends im Auge zu behalten und mich weiterhin von der Vergangenheit inspirieren lassen.