Grüß Gott Marko, erzähl uns doch, wie du zum Bart und der Pflege des Bartes kamst und wie die Anfänge von Beardpride waren. Wann ging das los?
Hallo Rene! Ich hatte eigentlich schon immer ein „Bärtchen“, also so eines, was man damals auch auf Geschäftreise bedenkenlos tragen konnte. Dann, 2015, hab ich mal „wachsen lassen“ und meine Frau war schnell der Meinung, dass es wohl okay wäre – allerdings müsse da mal ein Fachmann ran, der den Bart entsprechend in Form bringt. So ging ich das erste Mal in einen Barbershop (Joseph´s in Kleinenbroich). Dort empfahl man mir das doch störrische Haar und meine trockene Haut mit einem Bartöl etwas zu pflegen. Das fühlte sich dann auch erst mal toll an, mit dem Produkt, was ich dann kaufen konnte. Allerdings – einmal auf den Geschmack gekommen – habe ich mir dann im Internet noch mehr Produkte kommen lassen, da bei mir das erste Produkt etwas allergische Reaktionen ausgelöst hatte (ich kann künstliche Duftstoffe nicht vertragen). Bei allen gekauften Produkten hatte ich das gleiche Problem. Aufgemacht – nicht gemocht oder vertragen – weggeschmissen. Ja, Mensch, wo kann ich denn mal probieren, bevor ich kaufe? Das fand ich sehr ärgerlich. Und die angebotenen Qualitäten fand ich ebenso ärgerlich. Da ich eigentlich selber Ahnung von Ölen und Fetten habe, fing ich selber an, meine Mischung zu finden. Ich war mir gegenüber sehr spendabel und habe nur die teuersten Basisöle organisiert – alle kalt gepresst mit der vollen Ladung Vitamine und den längsten Kohlenwasserstoffmolekülen, die ich finden konnte.
Ich brauch ja nur 3 Tropfen am Tag – warum sollte ich da an den Rohstoffen sparen?
Der Rest ist Geschichte. Der Barber wunderte sich über den hervorragenden Zustand meiner Haut und des Bartes und wollte mal „testen“ – zack, musste ich eine Firma gründen, EU-konforme Sicherheitsbewertungen erstellen lassen, Teile des Hauses zu Produktionsräumen ausbauen etc..
Beardpride verfolgt ein anderes Konzept als die meisten deiner Mitbewerber. Woher diese Idee und inwieweit unterscheidet sich dein Marketing von Direkverkäufern?
Aus der selber gemachten Erfahrung wollte ich, dass meine „Bartbros“ meine Produkte erst ausgiebig testen können, bevor sie sich entschließen, das Produkt zu kaufen. Da ich selber im Barbershop hervorragend beraten wurde, war klar, dass es dort passieren musste. Die Fachleute haben die Qualität sofort bemerkt und konnten mit dieser, ohne großes Marketing meinerseits, sehr gut beraten. Diese Beratungsarbeit muss bezahlt werden – da kann es nicht sein, dass es parallel die Produkte noch bei Amazon und Co gibt. Keiner meiner Bartfreunde soll mein Produkt ungetestet kaufen müssen – so gibt es keine Enttäuschungen – alles ist fair und ehrlich.
Erklär doch dem geneigten Frischling in Sachen Ölgemisch, wie man es schafft, erfolgreich zu werden und zu bleiben. Wie fängt man an und wie auf keinen Fall?
Die Rezepte habe ich aus meinem Fachwissen heraus konzipiert und dann natürlich getestet. Dann kommt es darauf an, dass man seine Lieferanten kennt. Ich kenne den Besitzer der marrokanischen Arganöl-Produktion genau so, wie den Hersteller des Mandelöls etc. Die Qualität steht für mich an oberster Stelle. Ich teste jede Charge und stelle ja auch alle Produkte händisch ohne Maschinen her. Sobald hier haptisch oder sensorisch eine Rohölcharge abweicht – bekomme ich das sofort mit. Die meisten, der am Markt erhältlichen Produkte, werden allerdings industriell bei Kosmetikfirmen produziert. Der Rest ist dann nur Marketing – ein schönes Label und etwas blabla. Die großen Kosmetik-„Mischer“ sind dann natürlich an möglichst günstigen Rohstoffen interessiert, um die Margen zu erhöhen. Mir ist die Marge völlig egal – ich will das beste Produkt machen – basta.
Köln, die Base von Beardpride – die Stadt pulsiert, Partyleben, Kultur und Geschichte, wo man hinschaut. Beeinflusst die Domstadt deine Produkte? Woher kommen deine Ideen zu den herausragenden Duftkombis in deinem Sortiment?
Köln pulsiert in mir – dat is doch klar! Die Düfte sind bei meinen ersten vier Mischungen allerdings nicht wegen des Duftes entstanden. Ja, hört sich komisch an, aber ich verwende dort eigentlich nur 100 % naturreine ätherische Öle, die auch eine haut- und haarregulierende Wirkung haben. Mir ging es dabei eher um die Beruhigung oder Desinfektion der Haut als um den Geruch. Die Basisöle machen natürlich die Pflege aus, aber auch die kleinen Anteile der ätherischen Öle haben eine Wirkung. Ab Öl Nummer 5 (Karamel und Sandelholz) habe ich dann auch mit dem Geruch gespielt, weil ich merkte, dass doch viele Kunden sehr geruchsaffin sind. Für mich persönlich soll Bartöl oder Balsam kein Parfumersatz sein, sondern höchstens mal angenehm dezent duften. Das ist gut für aller Allergiker, nebenbei bemerkt. Für die ganzen Duftliebhaber hab ich dann mit der Nummer 6 (Lignum – lat. Holz) natürlich mal stark auf den Duft geachtet. Wie gesagt, die Pflege ist durch die Basismischung immer identisch.
Das mit den ganzen Duftfreaks, das wurde mir bewusst, als ich die Tropicbutter entwickelt habe. Das ist wie eine Haarkur aus Sheabutter, Kokosöl etc. und das duftet nach Orange und Kokos. Die Leute sind ausgeflippt und lieben den Geruch. Da dachte ich mir – okay, darauf muss ich wohl auch achten…
Displays aus Holz, Altholz, grob und schlicht und dadurch schon wieder ein Blickfang. Spitzen Idee, wie ich finde, die Bartgemeinde liebt solche Details, solche kleinen Dinge. Woher dieser Einfall?
Holz ist meine eigentliche Leidenschaft und auch mein Beruf. Ich bin seit 25 Jahren in der Holzbranche weltweit unterwegs. Da ich leider kein Handwerker im Hauptberuf bin, mache ich das natürlich leidenschaftlich in meiner Freizeit und da war doch irgendwann klar, als da 20 Flaschen Bartöl aus eigener Produktion im Badezimmer rumstanden, dass dort ein 1A Sockel der Ordnung halber hin musste. Heute mache ich jede Menge der Sockel, die überall als Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk gefragt sind. Alles Sockel mache ich selber und sind seit Neuesten (auf Wunsch eines Kunden) auch von mir signiert.
Köln und Mode gehören zusammen wie Kölle und der Karneval. Am Puls der Zeit sitzend, deine Vision für den Mann und seinen Bart der nächsten Jahre. Was bleibt, was geht und was ging nie?
Da bin ich, ehrlich gesagt, der falsche Ansprechpartner. Aber was auch immer da an Bärten gefragt ist – meine Aufgabe ist es, dass sich der Bart gut anfühlt und er und die darunter liegende Haut gesund sind.
Da meine Tochter ihren Spliss mit Bartöl erfolgreich bekämpft hat, haben wir auch eine kleine Serie mit zwei Ölen für die Haarspitzen der Damen im Programm. Nach meiner Tochter benannt, Lina-Care, findet man diese nun auch im Frisör exklusiven Vertrieb.
Besten Dank Marko und weiterhin viel Erfolg!
Danke!