Der Stenz, ein Begriff aus dem Rotwelschen, einer Sprache oder mehr einem Dialekt, eine „Gaunersprache“.
Ich habe eine großartige Erklärung des Begriffes „Stenz“ vom großen Helmut Dietl (Monaco Franze – Der ewige Stenz) gefunden:
„Von etwas windiger Eleganz, der jeweils herrschenden Mode immer einen Schritt vorausstolzierend, hat der Stenz die Pflege seines Haupthaares sowie die Pflege seiner Schuhe (von denen er unzählige besitzt) zu kultischen Handlungen entwickelt. Er legt Wert auf Umgangsformen bzw. auf das, was er dafür hält, und schafft es, das oberste Ausstrahlungsziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren: immer cool und lässig zu sein.“
Und auch Patrick Süskind, seines Zeichens Schreiber des sensationellen Buches „Das Parfüm“, liefert eine Begriffsklärung mit der Flo, der Macher von STENZ Beardcare garantiert einverstanden ist:
[…] Während der Matscho seine erotischen Ziele mit tierischem Ernst verfolgt und dabei den Einsatz brutalster Machtmittel nicht scheut, sieht der Stenz sein Verhältnis zu den Frauen unter spielerisch-sportlichem Aspekt. Nicht der Erfolg ist ihm das Wichtigste, sondern der Weg dahin; nicht der Besitz, sondern die Verführung. […] Der Matscho ist ein despotischer Machtmensch, der die Welt – und die Frau nur als Teil der Welt! – verachtet und unterwerfen will. Für den Stenz hingegen ist das Weibliche die Welt schlechthin, in die er sich als homo ludens zu versenken sucht. Je größer diese Welt ist, je freier sie sich entfaltet und in Erscheinung tritt, desto wohler fühlt sich der Stenz. […]
Dem Stenz ist alles provinziell Derbe ein Gräuel. Er liebt das Urbane. Er braucht die anregende Vielfalt der Erscheinungen, die spielerische Unverbindlichkeit im zwischenmenschlichen Verkehr. Mit einem Wort: Der Stenz ist der zivilisierte Mann des Volkes. Er hat Stil. […] Die Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ will einen Beitrag zur Rettung dieser bedrohten Kutlur leisten. […]
Ich hatte schon die Freude vor einiger Zeit die Seife von Flo zu testen, nachzulesen hier, und auch ein unterhaltsames Interview mit Herrn Ehrnböck findet ihr hier.
Nun kam es, das blaue Paket mit dem Öl und dem Balm.
Hiagst, heisst die Reihe. Und wieder ein Begriff aus alter Zeit,
Hiagst. Der Herbst.
Natürlich musste sofort meine Nase dran ans Öl, ein Duft wie ich ihn so noch nie gerochen hatte. Die Zusammensetzung macht klar was da der Nase schmeichelt:
Traubenkernöl, Mandelöl, Arganöl, Sandelholz, Zedernholz, Squalan (rein pflanzlich), Rosmarin, Kiefer, Fichte und Lemongras.
Hiagst der Herbst, später Sommer auf einer Hochalpe. Vom Tal weht der Duft der Wälder und von oben die kühle Frische des kommenden Schnees und des blauen Himmels. Himmelblau, die Farbe vom STENZ.
Das Balm riecht dazu passend, gut.
Zur Anwendung:
Wie schon in den voran gegangenen Tests geschrieben, ist ist es hier immer noch Hochsommer, Feuchte und heisse Tage, feuchte und schon etwas kühlere Nächte, der Bart entwickelt ein Eigenleben, vor allem Morgens sieht er aus wie Kraut und Rüben, aber auch den Tag über will das Gewächs Pflege und Beachtung.
Also den Bart gewaschen und das Öl in die Handfläche.3-5 Tropfen in den noch feuchten Bart, langsam und mit Geduld einarbeiten. Der Bart dankt es dir mit einem seidigen Glanz und dem schon genannten Duft. Männlich, frisch und anders.
Danach erstmal einen Kaffee, das Öl muss wirken und ich wach werden. Beides tut seine Wirkung, das Öl, der Kaffee.
Das Öl macht den Bart weich und gut kämmbar, aber nicht so weich das er „fliegt“, er wird nicht zu leicht, hat einen gewissen Halt. Klasse!
Dann Hiagst naturtrüb, das Balm.
Bienenwachs, Vaseline, Mandelöl, Sandelholz, Zedernholz, Rosmarin, Kiefernadel, Fichtennadel und Lemongras machen es zu dem was es ist.
Wieder dieser Duft, etwas cremiger, etwas feiner.
Eine kleine Menge reicht, es ist fester als andere Balsame, gut in den Handflächen verreiben, anwärmen, verflüssigen, einmassieren.
Dann die Bürste mit den Wildschweinborsten und wieder langsam und gelassen einarbeiten. Nehmt euch die Zeit. Abschalten, durch die Nase in den Bauch atmen. Bürsten, kämmen und den Duft geniessen.
Der Widerborst wird gebändigt und bekommt Halt, die darunter liegende Haut dankt es dir mit gesunder Geschmeidigkeit und ihr kommt entspannt und bestens duftend aus dem Bad.
Ich habe Beides mitgenommen, täglich, an den Strand und auf’s Wasser. Nach dem Bad im salzigen Meer den Bart mit Süßwasser ausgespült und kleine Mengen vom Öl und Balm zur Nachsorge einmassiert. Spitze! Die Blicke der Damenwelt, unbezahlbar.
Nichts wurde strohig, nichts wurde trocken und mein ganzer Stolz glänzte leicht und fühlte sich einfach gut an.
Fazit: Ich mag die Sachen vom STENZ. Sie halten was sie versprechen, sind eigenständig vom Design bis zum Duft, die Pflegewirkung ist hervorragend und die Produkte sind sehr ergiebig, das freut den Geldbeutel und die Reisetasche wenn man mal länger unterwegs ist. Das Himmelblau sticht raus aus den anderen Fläschchen und Tiegeln im Bad und so ist auch der Duft. Einzigartig.
Ich bin mehr als gespannt was noch kommt aus „Bavaria’s Dirty South“.
Mahalo
PS: Ich habe die Produkte die ich hier teste und vorstelle von den Firmen kostenfrei bekommen. Meine Meinung ist vollkommen frei von jedem Einfluss der Firmen, schlicht meine Meinung.
Just saying!